Langenaltheim und seine Bräuche

von Friedrich Schlegel

Bräuche in Langenaltheim

Bräuche sagen einiges aus über die Menschen, die in einem Dorf leben.
Langenaltheim liegt im Grenzgebiet der Franken, Alemannen und Altbayern. Vor diesen germanischen Stämmen war unsere Gegend von Kelten besiedelt. Auch Römer und zahlreiche österreichische Exulanten haben Sprache und Gebräuche in vielfältiger Weise geprägt.
Nach dem 2. Weltkrieg sind durch Heimatvertriebene neue Bräuche hinzugekommen. Viele Bräuche sind durch das Kirchenjahr geprägt. Dieses beginnt am 1. Advent. Deshalb soll auch mit der Schilderung des Brauchtums ab diesem Zeitpunkt begonnen werden.

Advent

Die Adventszeit wurde bis in die 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts als vorweihnachtliche Fastenzeit verstanden. In dieser Zeit gab es in in der Regel keine Tanzveranstaltungen. Besondere Adventsbräuche gibt es in unserer Gemeinde nicht. Adventskränze sind etwa seit den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts zum allgemeinen Brauchtum geworden.
Zunehmend werden Anwesen mit Weihnachtsbäumen und Lichterketten geschmückt. Die Gemeinde stellt in den Dörfern einen Weihnachtsbaum auf. Hierfür werden heute meist überzählige Tannen aus privaten Gärten verwendet.

Weihnachten

Mancher von den alten Bräuchen wird auch heute noch in den Familien auf die gleiche Weise gefeiert. Lange vor Weihnachten beginnen viele Frauen Stollen und Plätzchen zu backen.
Ein besonderes Langenaltheimer Weihnachtsgebäck ist uns nicht bekannt. Einige Tage vor Weihnachten „holte“ man sich früher einen Christbaum im Wald, nicht immer im eigenen. In der Regel war es eine Fichte. An Heiligabend, nach dem Besuch des feierlichen Gottesdienstes, erfolgte die Bescherung. Früher gab es, anders als heute, nur einen Gottesdienst am Heiligen Abend. Das Schmücken des Baumes geschah, in den Familien auf unterschiedliche Weise. Selten durften die Kinder dabei helfen. Den Baum hat, während des Gottesdienstes oder an den Tagen vor Weihnachten, das Christkind aufgehängt. Das Christkind brachte/bringt auch die Geschenke. Bis zur Bescherung durfte/dar das Zimmer nicht betreten werden. In manchen Familien wurde, vor der Bescherung, die Weihnachtsgeschichte verlesen und Weihnachtslieder gesungen. Das Essen an Heiligabend erfolgte unterschiedlich vor oder nach der Bescherung, wenn die Eltern dem Drängen der Kinder nicht länger standhielten. Oft gab es nur Würstchen mit Kartoffelsalat, es gab ja später noch jede Menge Süßigkeiten. Die Geschenke waren früher meist sehr einfach. Meisten nur Dinge, die man täglich brauchte. Eine alte Frau erzählte, dass sie einmal an Weihnachten eine schön verzierte Tasse bekam, die sie, als besonderes Geschenk, jedes Jahr aufs neue unter den Weihnachtsbaum stellen durfte. Am ersten und zweiten Weihnachtstag gab es auch früher schon ein besonderes Essen. Auch bei den Nichtlandwirten eine selbst gemästete Gans, ein Kaninchen, Täubchen oder einen deftigen Schweinebraten.

Unternächte

Zwischen Weihnachten und Dreikönig sind die zwölf Unternächte. Dieser Aberglaube ist noch auf die alten Germanen zurückzuführen. In dieser Zeit soll man keine Wäsche aufhängen das bringt Unglück. Tut man es trotzdem verendet im kommenden Jahr ein Tier (hängt der Schinder auf). Jeder Tag weist angeblich auf einen der folgenden zwölf Monate.

Silvester

Die heute üblichen Silvesterbräuche: Krach machen, Blei gießen und ähnliches sind heidnischen Ursprungs. Sie gewannen erst im und nach dem 2. Weltkrieg eine gewisse Bedeutung in unseren Dörfern. In Langenaltheim war es bis etwa 1960 üblich, dass um Mitternacht, auf dem Platz vor dem Gasthaus zum Ochsen, ein Repräsentant des öffentlichen Lebens eine Ansprache hielt und die Feuerwehrkapelle den Choral „nun danket alle Gott..“, spielte, begleitet von dem Gesang der Anwesenden.

Neujahr

Wie auch andernorts besucht man Verwandte und wünscht sich ein gutes neues, oft mit dem Zusatz: vor allem Gesundheit, seltener ein gesegnetes neues Jahr. Die Kinder sagen ein Neujahrssprüchlein, wie: ich wünsche euch zum neuen Jahr, dass euch der liebe Gott bewahr, ich wünsch euch soviel Glück und Segen, wie Tropfen sind in einem Regen, ich wünsch euch soviel wohlergehn wie Sterne an dem Himmel stehn oder ich bin klein, mein Herz ist rein, Herr lass das Jahr gesegnet sein (auch: Großvater hol den Geldbeutel rein). Natürlich gibt es dann auch ein Neujahrsgeld.

Heilige drei Könige

Dieser Festtag hat auch bei uns diese Bezeichnung. Obwohl nach dem Neuen Testament nur von den Weisen aus dem Morgenland die Rede ist. Weil die Weisen drei wertvolle Geschenke brachten kam wohl die Bezeichnung „drei Könige“auf. Die Heiligen Namen Caspar Melchior Baldasar stehen mit ihren Anfangsbuchstaben für Christus Mansionem Benediktat. Zu deutsch Christus segne dieses Haus. Das Sternsingen ist erst nach dem 2. Weltkrieg durch die katholische Kirchengemeinde eingeführt worden.

Lichtmeß, 2. Februar

Dieser Tag wird auch Maria Reinigung genannt. Vierzig Tage nach der Geburt dauerte nach jüdischem Gebot, die Reinigungszeit der Mutter. An diesem Tag wurde Jesus im Tempel vorgestellt. Diese Zeit galt früher als nachweihnachtliche Fastenzeit. Öffentliche Vergnügungen waren lange Zeit verboten. Häufig wurde auch erst dann der Weihnachtsbaum entfernt, soweit er in der, nach den Feiertagen nicht mehr beheizten, schönen Stube stand. Denn die gebräuchlichen Fichten hätten sonst bis dahin alle Nadeln verloren. An diesem Tag haben die Dienstboten ihre Arbeitsstelle gewechselt, man nannte dies wandern. Einige Zeit vorher waren sie von ihrem Herrn, ihrer Herrin, so hatten sie in der Regel ihre Bauersleute anzureden, gefragt worden ob sie bleiben. An diesem Tag gab es auch den für heutig Verhältnisse unvorstellbar niedrigen Jahreslohn. Während des Jahres hatte es nur sehr wenig Geld und kleine Geschenke zu Festtagen gegeben.

Fastnachtsbräuche

Besondere Fastnachtsbräuche hat es scheinbar in unserer Gemeinde nicht gegeben. Die Vereine hatten alle ihre Tanzveranstaltungen. Gelegentlich zwei an einem Wochenende. Der Besuch war so gut, dass oft nur Vereinsmitglieder eingelassen wurden. Maskierte waren sehr erwünscht, durften oft kostenlos die Veranstaltung besuchen und konnten bei einer Maskenprämierung einen Preis gewinnen.

Fastenzeit

Die Fastenzeit richtet sich bekanntlich nach Ostern. Sie beträgt eigentlich auch 40 Tage, weil aber die Sonntag nicht mitgezählt werden, beginnt sie bereits am Aschermittwoch und ist deshalb 4 Tage länger. In der früher fast rein evangelischen Bevölkerung wurden besondere Fastenregeln wenig beachtet. Allerdings gab es in dieser Zeit keine Tanzveranstaltungen. Auf Fleisch wurde nur an Karfreitag verzichtet. Wenn man davon absah, dass Fleisch auch sonst nicht häufig auf den Tisch kam.

Palmsonntag

Am Sonntag vor Ostern, dem Palmsonntag, wird in der Regel in unseren Dörfern Konfirmation gefeiert. In Langenaltheim saßen früher die Konfirmandinnen und Konfirmanden, nach Geschlechtern getrennt, vorne im Altarraum. So waren sie voll im Blick der Gemeinde. Anders als heute, war ein regelmäßiger Gottesdienstbesuch in dieser Vorbereitungszeit selbstverständlich. In den zwei Jahren der Präparanden- und Konfirmandenzeit war ein umfangreicher Lernstoff zu bewältigen, der in einer besonderen Konfirmandenprüfung abgefragt wurde. Schon immer gab es auch Geschenke. Von den Paten meist eine Uhr, von anderen Verwandten ein Gesangbuch. Bei Mädchen war es früher Brauch schon etwas für die Aussteuer zu geben. Meistens gab es aber Geldgeschenke. Den Paten hatte man früher einen Patendank abzustatten. Hierzu gab es Mustertexte, die man abgeschrieben hat und auswendig den Paten vorzutragen hatte. Nach der Konfirmation hatte man, bis der regelmäßige Religionsunterricht an den Berufs-schulen eingeführt wurde, jeden Sonntag die Christenlehre zu besuchen. Nachdem noch kein Gemeindehaus vorhanden war, erfolgte dieser Unterricht in der Kirche.

Ostern

Ostern wird am Sonntag nach dem ersten Frühjahrsvollmond gefeiert. Eine Besonderheit ist wohl für Langenaltheim/Solnhofen die Geschichte vom eierlegenden Hasen. 1757 hat der damalige Förster, als er von einem Rundgang in der Haardt heimkam, bei seinem Stallhasen wiederholt Eier gefunden, die anscheinend von diesem gelegt worden waren. Bei der markgräflichen Regierung in Ansbach ist darüber sogar ein Protokoll angefertigt worden. Seit einigen Jahren wird der Brunnen am Rathaus durch Mitglieder des Obst- und Gartenbauvereins festlich als Osterbrunnen geschmückt. Wie heute noch üblich, wurden schon seit vielen Jahren Eier und Süßigkeiten versteckt und Osternestchen gebaut. Auch Eierspiele kennt man schon lange. Die Eier werden gegeneinander geschlagen, wessen Ei heil bleibt ist Sieger. Ein anderes Spiel ist Eier einen Berg hinab rollen zu lassen. Sieger ist der, dessen Ei nicht oder am spätesten zu Bruch geht. An der Farbe des Eidotters stellt man fest ob man ein Engelchen (heller Dotter) oder ein Teufelchen (dunkler Dotter) ist.

Erster April

Woher der Brauch des „in den April schicken“ kommt ist ungewiss. Im Altertum galt dieser Tag als Unglückstag. In Bayern tauchte dieser Begriff zu ersten mal 1618 auf. Auch in Langenaltheim schickt man sich immer gerne in den April. Kinder werden oft zum Einkaufen geschickt um für ein fünferl „I bin dumm“ zu holen.

Walpurgisnacht

Der Name leitet sich von der heiligen Walpurga ab, deren Gedenktag am ersten Mai ist. Am 30. April wurde früher ein Tanz in den Mai abgehalten. Die Legende besagt, dass an diesem Tag die Hexen auf dem Brocken ihren Besentanz abhielten. Schon lange ist es Brauch an diesem Tag einen Maibaum aufzustellen. Früher verwendete man hierzu sogenannte Schwalben, das sind zusammengebundene lange Stangen, zwischen denen der bis zu 25m lange Baum aufgegabelt wird. Aus Sicherheitsgründen erfolgt heute die Aufstellung in Langenaltheim mit einem Kran. Natürlich muss in den Tagen vorher der Baum bewacht werden, damit er nicht von Burschen einer Nachbargemeinde entführt oder zersägt wird. In der Walpurgisnacht tragen die jungen Burschen nicht aufgeräumte Gegenstände unter dem Maibaum zusammen und bewachen den Baum bis zum Morgen. Der Baum wird in allen Dörfern Langenaltheims von der Gemeinde gestiftet. Von den Veranstaltern wird er bereits im vorhinein verkauft, der Erlös unter dem Baum verfeiert. Seit einigen Jahren veranstaltet der Obst -und Gartenbauverein in Langenaltheim, nach dem Aufstellen des Baumes, einen Tanz um den Maibaum.

Erster Mai

Verschiedene Vereine halten an diesem Tag ihren Wandertag ab. Wie schon erwähnt gab es früher auch in Langenaltheim einen Tanz in den Mai.

Himmelfahrt

Das Fest Christi Himmelfahrt ist 40 Tage nach Ostern. Der Tag ist seit 1936 gesetzlicher Feiertag in Deutschland und ist auch als Ehrentag für die Väter gedacht. Auch in Langenaltheim wird der Tag der Heimkehr des Auferstandenen zum Vater, in den letzten Jahrzehnten von etlichen zu einem feuchtfröhlichen Vatertagsausflug umgestaltet. Beteiligt sind häufig junge Burschen die noch keine Väter sind.

Büttelbronner Kirchweih

Das Kirchweihfest der Büttelbronner Trinitatiskirche wird bereits vor Pfingsten, von Himmelfahrt bis zum Sonntag gefeiert. Der Gottesdienst ist sonntags in der Kirche. Die übrigen Feierlichkeiten finden in und um die TTC- Halle statt. Hier gab es samstags auch einen Kirchweihtanz, seit einigen Jahren einen „bayerischen Abend“.

Pfingsten

Fünfzig Tage nach Karfreitag feiern wir Pfingsten. Wohl etwa 150 Jahre lang, in der Blütezeit des Steinabbaus, wurde in der Langenaltheimer Haardt an diesem Tag, in vier Gasthäusern „Kirchweih“ gefeiert, obwohl in diesem Ortsteil keine Kirche vorhanden ist. Bis etwa 1980 feierte man noch „bei der Manda“, genannt nach der Besitzerin Amanda Bayerlein, in der Oberen Haardt.

Kaplkirchweih

Der Termin für die Weihefeier der Johanniskapelle in Langenaltheim ist ende Juni, am Sonntag nach Johannis. An diesem Sonntag wird der Gottesdienst der evangelischen Kirchengemeinde Langenaltheim in der Kapelle gefeiert. In den 1970 iger Jahren, wurde von der Kaplgemeinde ein schönes Fest „rund um die Kapl“ veranstaltet.

Sonnwendfeuer

Sonnwendfeuer sind ein erstmals im 12. Jahrhundert belegter Brauch. Öfters hört man auch die Bezeichnung Johannisfeuer, weil der Johannistag auf die Zeit der Sommersonnenwende gelegt wurde, nach Johannes 3,30 „er muss wachsen, ich aber muss abnehmen“. Wann der Brauch in unserer Gemeinde zum ersten mal aufkam ist nicht bekannt. In Langenaltheim und Rehlingen finden auch heute noch, von Vereinen organisierte Sonnwendfeiern statt. Überall gibt es Blasmusik und eine reichliche Bewirtung.

Willibaldskirchweih

Heutzutage wird in Langenaltheim die Kirchweih an Willibald oder am Sonntag vor Willibald gefeiert. Deshalb ist das Fest jetzt immer am ersten Sonntag im Juli. Bis 1989 war Kirchweih an Willibald oder dem Sonntag danach. Verlegt wurde, weil dieser Termin häufig mit dem Treuchtlinger Volksfest zusammenfiel. Bis 1914 richtete sich der Termin nach Maria Himmelfahrt, um den 15. August. Außer dem Kirchweihgottesdienst in der Willibaldskirche, findet die Langenaltheimer Kirchweih auch heute noch in verschiedenen Gasthäusern statt. In der Dorfmitte ist ein kleiner Festplatz. Neben verschiedenen Schaustellern hat sich in den letzten Jahrzehnten ein kleiner Zeltbetrieb etabliert, der heute von der evangelischen Landjugend betrieben wird. Der Erlös dient mit zur Finanzierung der Jugendarbeit. Das Kirchweihfest beginnt, wie auch in anderen fränkischen Gemeinden, am Donnerstag mit der Schlachtschüssel. Bis Ende des 20. Jahrhunderts gab es Samstags im Gasthaus Bayerlein einen Kirchweihtanz. Heute spielt die Feuerwehrkapelle in verschiedenen Gasthäusern. Tanz gibt es eher selten. Am Kirchweihdienstag wird in Langenaltheim die Kirchweihsau beerdigt. Ein, ursprünglich von Pferden, heute von einem Traktor gezogener Kirchweihwagen, auf welchem ein Teil der Burschen feiert, fährt durchs Dorf. Andere, als alte Weiber und Männer verkleidet, mit rußgeschwärzten Gesichtern, sammeln Eier und Geld für eine feuchtfröhliche Party. Gegen Ende des Umzugs wird die Kirchweihsau auf einer Wiese beerdigt. Unter großem Gejammer der Umstehenden verkündet ein als Pfarrer verkleideter Kirchweihbursche: „Viel zu früh bist du von uns geschieden, manch Kotelett ist uns ausgeblieben“. Dann werden einige Schweineknochen vergraben. Wegen der dabei von manchen Trauerrednern gedankenlos gebrauchten christlichen Worte und Symbole kam es immer wieder zu Beanstandungen durch den Ortspfarrer. Neuerdings wird der Kirchweihwagen vom Kirchweihbären begleitet, welcher von einem in Stroh eingewickelten Zechburschen gespielt wird.

Rehlinger Laurentiuskirchweih

Die letzte Kirchweih ist Anfang Oktober in Rehlingen. Hier gibt es in der neuen Vereinshalle wieder einen Kirchweihtanz und als Besonderheit einen Fingerhackel-Wettbewerb, Pressackkarteln, Seilziehen und einen Hammeltanz.

Erntedankfest

Am ersten Sonntag im Oktober wird auch in unseren Dörfern Erntedank gefeiert. In Langenaltheim und Rehlingen schmückt der Obst- und Gartenbauverein das Gotteshaus unter anderem mit einer herrlichen Erntekrone und einem schönen Blumenteppich vor dem Altar. Nach einem feierlichen Einzug, mit Kindern, die kleine Schubkarren und Leiterwagen, mit sich führen, wird auch der Gottesdienst von den Vereinen mitgestaltet.

Volkstrauertag

Am vorletzten Sonntag des Kirchenjahres wird der Toten der Kriege gedacht und für den Frieden gebetet. Die Vereine versammeln sich in jedem Dorf vor den Gemeindehäusern. Feuerwehr und Kapelle marschieren voraus. Es folgen Pfarrer, Bürgermeister und Gemeinderat, sowie die örtlichen Vereine. Am Kriegerdenkmal wird ein Kranz niedergelegt, dabei spielt die Kapelle das Lied vom „Alten Kameraden“. Teilweise zündet auch der Militärverein drei Böller. Zum Schluss, nach Ansprachen von Bürgermeister und Pfarrer, singt der Gesangverein einen Choral.

Totensonntag

Zum Totensonntag, dem letzten Sonntag im Kirchenjahr, gibt es in unserer Gemeinde keine besonderen Bräuche. Die Angehörigen gehen zum Gedenken an ihre Verstorbenen auf den Friedhof. Zunehmend werden auch bei uns Grablichter entzündet. Die katholische Gemeinde hält auf dem Friedhof eine Andacht.

Bräuche ums Heiraten

Soweit erinnerlich haben sich bei uns die Brautleute selbst aussuchen können. Früher gab es einen Schmuser oder Kuppler, der als dörflicher Ehevermittler fungierte. Bei erfolgreicher Vermittlung erhielt er eine Entlohnung, den sogenannten Kuppelpelz. Der Name rührt daher, weil in alten Zeiten teilweise ein echter Pelz als Entschädigung gegeben wurde. Ein Polterabend, bei dem sinnlos Geschirr zerschlagen wird, war unbekannt und wäre bei der allgemeinen Sparsamkeit auch nicht denkbar gewesen. Auch irgendwelche Abschiede vom Junggesellen- oder Jungfrauendasein waren bei uns unbekannt. Wie die heute öfter zu hörenden Hubkonzerte, findet man diese Bräuche zunehmend auch bei uns.
Vor der Bauernhochzeit wurde die Braut, wenn sie eingeheiratet hat, auf dem mit Hausrat hochbeladenen Hochzeitswagen in ihr neues Zuhause gebracht. Der Hochzeitslader lud in den Wochen vor der Hochzeit zum Fest. Er hatte einen mit bunten Bändern geschmückten Stock und lud mit einem Sprüchlein im Namen der Brautleute zur Hochzeit. Dabei gab er auch bekannt, wie hoch das Mahlgeld ist. Das für die Speisen mit dem Gastwirt vereinbarte Entgelt wurde von den Gästen, zusätzlich zu einem Geschenk, als Minimum zurückerwartet. Noch während des Festes sammelte der Hochzeitslader die Geldgeschenke ein, notierte sie im Hochzeitsbüchlein und rechnete noch am gleichen Abend mit dem Bräutigam ab. Anhand dieser Notizen hatte man einen Anhaltspunkt wie viel man bei entsprechender Gelegenheit wieder zu schenken hatte. Man kann hier von einem zinslosen Darlehen sprechen.
Auch heute noch ziehen am Hochzeitstag die Gäste vom Brauthaus zu Kirche. Früher hatten die männlichen Gäste einen Rosmarinzweig am Revers, die Frauen ein Sträußchen in der Hand. Vorneweg marschiert die Musikkapelle. Bis in die sechziger Jahre des vorigen Jahrhunderts hat der Pfarrer das Paar, wenn die Braut noch nicht schwanger war, vor dem Brauthaus abgeholt. Nachdem sich diese Angaben häufig als falsch herausstellten wurde der Brauch beendet. Bis vor dem 2. Weltkrieg waren die Bauernhochzeiten am Dienstag. Die Feier begann um elf. Nach dem Gottesdienst marschierte der Zug ins Wirtshaus. Die Brautleute begannen mit dem Bräuteltanz. Dazwischen sang der Hochzeitslader seine Gstanzl. Etwa: Seit dem das du verheirat bist, ist gar a kurze Zeit, die Hosn ist der schlottret worn, die Westl is der zweit. Nach dem Brautwalzer durften alle tanzen. Vor dem Essen spricht in der Regel der Pfarrer ein Tischgebet. Bei dem Gedeck der Braut fehlte der Suppenlöffel. Mit einem Trinkgeld für die Bedienung musste dieser erkauft werden. Der Bräutigam bekam vom Wirt einen Maßkrug geschenkt. Er sollt diesen während des Festes sieben mal austrinken. Der Wirt erleichterte auf Wunsch diese Aufgabe durch schlechtes Einschenken, das Hochzeitsmenü bestand in der Regel aus einer Hochzeitssuppe: Semmel- und Leberknödel mit Pfannkuchen. Danach gab es das in der Suppenbrühe gekochte Rindfleisch mit Greensoße und einer großen Semmel. Anschließend Braten mit Knödeln, Nudeln und Salat. Zum Dessert Kuchen oder Eis. Anschließend kam die Köchin mit einem Schöpflöffel und einem angesengten oder zerrissenen Schurz, als stumme Aufforderung zum Trinkgeld. Nach dem Essen stellte man sich zum Hochzeitsfoto auf. Am späteren Nachmittag war eine größere Pause, viele der Gäste waren Bauern und mussten ihre Stallarbeit verrichten. Nach dem Abendessen wurde wieder zum Tanz aufgespielt, spät am Abend gab es noch eine Brotzeit. Auch das Ausführen der Braut ist seit altersher Brauch. Während eines Tanzes wird die Braut entführt. Besonders die jüngeren Paare folgen. Der Wirt schenkt reichlich Wein aus.
Nach einiger Zeit macht sich der Bräutigam auf um die Braut zu suchen. Begleitet von der Kapelle wird dann noch viel getrunken, gesungen und geschunkelt, bis der Bräutigam das Zeichen zum Aufbruch gibt. Um Mitternacht muss die Braut den Schleier ablegen. Öfters wird auch der Brautstrauß in die Runde der noch nicht verheirateten Frauen geworfen. Die welche ihn auffängt soll die nächste Braut werden.

Schärtlingstag

Schärtling ist eine alte bayerisch-slowenische Bezeichnung für Gugelhopf. Bei uns war der Schärtling ein kleiner Hefezopf. Ähnlich, wie heute bei Halloween, zogen die Kinder von Haus zu Haus und riefen: Schärtling raus, Glück ins Haus oder auch: sonst werf ich dir a alte Katz ins Haus. In Monheim/Schwaben gibt es einen Schärtlesmarkt mit einem süßen Gebäck. Diesen Schärtling hat früher der Firmpate seinem Firmling geschenkt. Der Schärtlingstag wurde nach der Erinnerung alter Langenaltheimer zusammen mit dem Steinbrechertag am 11. November gefeiert.

Steinbrechertag, 11. November

Dieser Tag ist ein halber Feiertag für viele Betriebe in der Solnhofer Steinindustrie gewesen. Ab Mittag wurde häufig nicht mehr gearbeitet. Die Arbeiter wurden häufig vom Steinbruchbesitzer zu einer Brotzeit und ein bis zwei Maß Bier eingeladen. Ursprünglich haben an diesem Tag auch die Steinbruchbesitzer Preise, Löhne und anderes abgesprochen.

Nusser- oder Nußmärtl

Bei uns wird nicht St. Martin am 11. November gefeiert, sondern an diesem Tag kommt der Nussermärtl. Ein finsterer, lauter Geselle. Den Kindern wurde oft schon lange vorher mit ihm gedroht. Er wird meist von einem Verwandten oder Nachbarn gespielt. Dieser verkleidet sich mit Mantel und Bart, schwingt einen groben Stock, und droht damit die Ungehorsamen und Faulen in seinem großen Sack mit in den Wald zu nehmen. Er fragt ob die Kinder brav und fleißig waren, lässt sie Reue zeigen und vorbeten. Zum Schluss gibt es meist noch Nüsse, Trockenobst und Süßigkeiten zur Belohnung und als Ansporn. Zunehmend verliert heute der Nussmärtl seinen bedrohlichen Charakter und wird zu einem freundlichen Gesellen, wie anderorts der Nikolaus.

Eheordnung - Kirchenzucht

In den Eheordnungen, die nach staatlichem und kirchlichem Recht bestanden, war das Verhältnis der Eheleute zueinander geregelt. Bis in die siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts konnte zum Beispiel der Ehemann noch bestimmen ob seine Frau erwerbstätig sein durfte und wo gewohnt wird. Besonders nach dem dreißigjährigen Krieg, wurde gegen die Verwilderung der Sitten, strenge Kirchenzucht geübt. So konnte unter anderem auch bei unehelichen Kindern die Zwangskopulation (Zwangsehe) angeordnet werden. Es gab Kirchenstrafen bei Ehebruch und Unzucht, Wort – und Sakramentsverächtern, Trinkern, Gotteslästerern und vielem anderen. In der Mitte des 18.Jahrhunderts verlieren sich diese Aufzeichnungen.

Sitzordnung in der Kirchengemeinde

Männer und Frauen saßen in der Kirche getrennt. Die Männer rechts, die Frauen links vom Altar. Die Kirchenvorsteher, früher ausschließlich Männer, saßen vorne in der ersten Reihe. Bis Anfang des 19. Jahrhunderts mussten EhebrecherInnen und Frauen mit unehelichen Kindern öffentliche Abbitte leisten und auf besonderen Plätzen sitzen.Für besondere Stifter gab es, bis 1939, mit Namen gekennzeichnete und grundbuchrechtlich gesicherte Plätze. Die Konfirmanden saßen links und rechts im Altarraum.
Als Besonderheit gibt es in Langenaltheim um 11 Uhr, laut Pfarrer Schöner, das sogenannten Türkenläuten, zur Erinnerung an die Türkengefahr im Jahr 1456.

Beerdigungen

Wenn jemand zu Hause verstarb, holte man die sogenannte Leichenfrau. Diese wusch die Verstorbenen und half den Angehörigen beim Ankleiden der Toten. Anschließend hat sie der sogenannten Freundschaft, das entspricht in etwa der Verwandtschaft der letzten drei Generationen, den Todesfall und die Überführungs- und Beerdigungszeiten mitgeteilt und zum Leichentrunk geladen.Die Überführungen fanden in der Regel noch am Todestag in die 1928 erbaute Leichenhalle statt. Der Sarg wurde in einer von zwei Pferden gezogenen schwarzen Kutsche gefahren. Dieser folgte oft ein langer Zug der früher meist viel größeren Familie, der Freundschaft und der Nachbarschaft. Im Aufbewahrungsraum der Halle erfolgte dann die Aussegnung durch den Pfarrer. Verstarb der Tode außerhalb in einem Krankenhaus, gingen die Trauergäste der Kutsche bis etwa dreihundert Meter, Richtung Pappenheim zum Beispiel bis zu einer bestimmten Eiche, entgegen. Vor dem Bau der Leichenhalle wurden die Toten, bis zur Beerdigung, zu hause aufgebahrt. Vor 1875 lag der Friedhof um die St. Willibaldskirche, dann erfolgte die Verlegung auf den heutigen Standort, mit einer Erweiterung 1928.

Totenkrone

Unverheiratet, jung verstorbene erhielten eine Krone aus Metall auf ihren Sarg gestellt. Nach der Beerdigung wurde diese wieder in die Kirche verbracht. Die Krone symbolisierte die Jungfräulichlichkeit der/des Verstorbenen. Der Brauch bestand in Langenaltheim bis etwa 1970.

Grenzumgang

Kirchliche Flurumgänge finden in unseren evangelisch geprägten Dörfern nicht statt. In jedem Herbst gibt es aber eine Begehung der ehemaligen und bestehenden Gemeindegrenzen. Bei diesen Grenzumgängen werden die Grenzsteine durch die Feldgeschworenen kontrolliert und auf „unserer Seite“ weiß angestrichen. Abwechselnd werden jedes Jahr die nördlichen und südlichen Flurgrenzen unserer Dörfer begangen. In einem Jahr von Ost nach West im nächsten entgegengesetzt. Anschließend gibt es, für alle Teilnehmer ein von der Gemeinde gestiftetes Rehessen. Früher wurde das Reh von den Jagdpächtern gestiftet. Wegen der inzwischen höheren Jagdpacht bezahlt jetzt die Gemeinde.

Druden

Als Beispiel für Aberglauben bei uns soll der Glaube dass es sogenannten Druden gäbe, kurz geschildert werden. Alten Frauen wurde manchmal nachgesagt, noch bis in die zweite Hälfte des vorigen Jahrhunderts, dass sie Tiere behexen könnten. Kühe und Ziegen würden dann keine Milch geben, krank werden oder gar verenden. Als Druden würden sie sich auf die Brust von Schlafenden setzen, diese seien dann wie gelähmt und fühlten sich dem Tode nahe. „Mich hat heute Nacht eine Drud gedrückt“, war die Bezeichnung für diese Albträume. Haben diese obskuren Ereignisse länger angedauert, hat man einen „Braucher“ geholt. Dieser hat dann mit beschwörenden Formeln dem „Spuk“ Einhalt geboten.

Gemeindeverwaltung

1736 werden als Gemeindeämter genannt: Als ehrenamtliche Beamte, 2 Gemeinsträger, 5 Führer, 3 Biersetzer, 2 Rossschauer. Als Gemeindediener: Der Schulmeister, der Bader, 2 Kuhhirten, 2 Ochsenhirten, je ein Roßhirte, Schweinehirte, Schäfer, Geißhirte und Flurer. Ab 1818 gab es einen Schultheiß (Schultes). Ab 1870 einen Bürgermeister. Der Biersetzer musste sich mit der Lederhose in eine kleine Bierlache setzen, die auf einer Bank ausgeschüttet wurde, an hand der Klebrigkeit wurde der Malzgehalt bestimmt. Die Gemeinde hat bis etwa 1975, in Büttelbronn noch wesentlich länger, Ihre Mitteilungen ausschellen lassen. Mit einer Glocke wurden durch einen Gemeindebediensteten die Bürger zum Zuhören aufgefordert. So wurde auch zu Hand-und Spanndiensten aufgefordert die von den Grundstücksbesitzern zu leisten waren. Dazu gehörte unter anderem das Schneeräumen der gemeindlichen Straßen im Winter und Feldwegebau im Frühjahr und Herbst durch „Steinklopfen“. Gesammelte Ackersteine wurden zerschlagen und in Handarbeit eingebaut. Am längsten hielt sich, das Amt des Flurers. Er hatte eine Aufsichtsfunktion über Feld und Wald. Insbesondere auch zur Verhütung von Holz und Krautdiebstählen. Zu diesem Zweck war auch ein sogenanntes Krauthaus gebaut worden, welches heute noch besteht.

Berufe in früheren Jahrhunderten in Langenaltheim

Bei den Bauern wurde, je nach Größe des Hofes, unterschieden nach Meiern, Söldnern, Halbsöldnern und Köblern. An Handwerkern waren Schmied, Metzger, Bäcker, Schneider, Wagner, Korb,- Wannen,- Löffel,- und Rechenmacher, Hafner und Töpfner, Kohlen und Bechbrenner, zeitweise auch Pfeifer, Geiger, Schnallenmacher, Vogelfänger, Pfeifen,- und Zigarrenmacher anzutreffen. Über hundert Jahre, bis weit ins 19. Jahrhundert, war die Nadelherstellung das verbreiterteste Gewerbe. Noch heute weisen Hausnamen darauf hin. Es war ein Segen, dass die aufkommende Steinindustrie hier neue Arbeitsplätze bot.

Arbeiten auf dem Bauernhof

Besonders in der Landwirtschaft werden die Veränderungen der letzten hundert Jahre deutlich. Zu beginn des vorigen Jahrhunderts wurde zum Beispiel noch alles mit der Hand gesät und gepflanzt, mit Sichel und Sense gemäht und mit dem Dreschflegel gedroschen. Im Winter haben die Bauern, neben Wald- und Stallarbeit, verschiedene handwerkliche Arbeiten ausgeführt. Man flocht und drehte Strohbänder, um die Garben des kommenden Jahres damit zu binden. Bender machen, war oft eine Arbeit der Altsitzer. Die Bänder wurden bei der Ernte auf dem Acker ausgelegt -Bender bratten- oft eine leichtere Arbeit für Kinder. Bis nach dem I.Weltkrieg wurde auch viel Flachs angebaut. Noch heute finden wir sogenannte Brechhütten, wo auf der Flachsbrech und mit einem großen Metallkamm die Pflanzen verarbeitet wurden.
Frisch geschlüpfte Kücken (Zipperli), Gänschen (Husserli), Entchen (Schlickerli) und manchmal sogar kleine Ferkel (Suckerli) wurden oft in in den ersten Lebenstagen in einer Kiste unter dem Küchenherd gegen die Kälte geschützt. Damit ja keine Ackerkrume verloren ging wurde alle Erde, die bei der Bearbeitung auf den Weg hinausgetragen, wurde sorgfältig wieder auf den Acker gebracht. Acker einputzen nannte man dies. Auf der Grenze zwischen den Äckern ließ man einen schmalen Streifen, die Ackerraine, als Grenzmarkierung unbearbeitet. Dies waren wertvolle Biotope.

Sau schlachten

Nicht nur die Bauern haben im Winter selbst gemästete Schweine zu Hause geschlachtet. Man holte sich dazu einen Brandmetzger. Die Tiere wurden früher mit einem Beil betäubt und dann abgestochen. Das Blut in eine Schüssel gerührt, dann wurden dem Tier mit entzündeten Strohbüscheln die Haare abgesengt oder in einem Brühtrog mit heißem Wasser und Metallglocken abgeschabt. Die Kinder waren beim Zeugen, bei der Geburt, und beim Tod der Tiere häufig dabei. Beim Schlachten wurden ihnen frühzeitig gewisse Tätigkeiten übertragen.

Spieß recken

Wenn ein Schwein geschlachtet wurde verkleideten sich gelegentlich Burschen, schwärzten ihre Gesichter und führten einen zugespitzten Stecken als Spieß mit sich. An der Türe riefen sie „recka, recka Spieß a Leberla is mer gwies, a Würschtla is mer lieber, da brauch i gar ka Messer.“

Kraut machen

Viele haben das auf den sogenannten Krautbeeten angebaute Weißkraut selbst eingelegt.
Der Krauthobel wurde geliehen. Das Kraut dann von Kindern in einem großen Faß getreten, bis eine leichte Flüssigkeit aus dem gesalzenen Kraut austrat. Es geht das Gerücht, das manche Lausbuben dabei etwas nachgeholfen haben, wenn es ihnen zu anstrengend wurde.

Tagwerker

Arbeiter wurden von Bauern oft etwas von oben herab als „Dochwercher“ bezeichnet. Die Männer gingen meist auf den Steinbruch, ihre Frauen, sowet sier nicht auch auf den Steinbruch gingen, halfen im Tagewerk bei Bauern oder auf dem Altheimersberg (Hufweiber). Zu ihren, meist vielen Kindern, hatten sie oft noch ein Schwein oder Ziegen, Hühner, Gänse und Kaninchen zu versorgen. Jeder Ackerrain, jeder kleine Grünlandstreifen, war begehrt und wurde „abgesichelt.“ In einem großen Korb, der Körm, die auf dem Rücken getragen wurde, trug man Futter und Brennholz, manchmal Kilometerweit nach hause. Für größere Mengen hatte man eine Schubkarre.

Viehhüten

Die Verteilung des Haardtwaldes 1803 und des Gemeindewaldes 1814 auf die 132 Haushalte von Langenaltheim erfolgte durch Verlosung. Bis zu diesem Zeitpunkt gab es eine gemeinsame Nutzung des Waldes und sogenannte Gemeinderechte.Der Haardtwald wurde ursprünglich mit den Gemeinden Solnhofen und Mühlheim gemeinsamen genutzt. Die Aufteilung zwischen den Gemeinden erfolgte nach der Anzahl der Haushalte. In dieser Zeit hatte man auch einen Schweinehirten. Besonders im Herbst wurden die Tiere in den Eichen- und Buchenwäldern gemeinsam gemästet. Einen Gänsehirten gab es in Langenaltheim noch etliche Jahre nach dem 2. Weltkrieg. Die Gänsehalter brauchten morgens nur den Stall zu öffnen, schon rannten und flogen die Tiere der Hirtin hinterher. Gesättigt und müde kehrten die Gänse abends meist wieder freiwillig in ihren Stall zurück. Die kleinen Gänschen (Husserli) und Entchen (Schlickerli), wurden von den Kindern, nach der Schule, zu einem der drei Dorfweiher getrieben und dort beaufsichtigt. Das Hüten der Kühe war meist die Aufgabe der größeren Kinder. Ab Oktober, nach der Grummeternte, trieb man die Kühe auf die abgeernteten Wiesen. Die jungen Kuhhirten hatten dabei viel Unterhaltung. Man briet Kartoffeln und Äpfel an kleinen Lagerfeuern, trank frische Milch direkt aus dem Euter und und rauchte ab und zu heimlich, meist sogenannte „Judenstumpen“, vertrocknete Stengel von Heckenpflanzen.
Schafherden wurden von den ortsansässigen Schäfern gehalten. Wenn sie mit ihren Herden auf abgeernteten Äckern pferchten, bekamen sie von den Grundbesitzern Essen geliefert, weil die Schafe ja auf den Feldern wertvollen Dünger hinterließen.

Rockastumm

Nach der Konfirmation, früher war dann auch die Volksschulzeit beendet, trafen sich Gruppen von weitgehend gleichaltrigen privat zur Rockastumm. Der Name ist darauf zurückzuführen, dass die Mädchen auf einem sogenannten Rocken Wolle versponnen haben. Dabei wurde viel gesungen und getrascht, gespielt und auch getanzt. Auch Streiche wurden ausgehegt und Liebschaften entstanden. Manchmal soll die Freizügigkeit etwas ausgeufert sein, sodass in früheren Zeiten diese Zusammenkünfte von Pfarrern oft nicht gerne gesehen wurden.

Kinderspiele

Obwohl die Kinder zahlreiche Aufgaben hatten, blieb auch Zeit zum spielen. Räuber und Gendarm, Versteck- und Fangspiele, Spiele mit Murmeln (Schussern), oder auch bei schlechtem Wetter, Mühle, Dame, Mensch ärgere dich nicht und verschiedene Kartenspiele waren die Freizeitbeschäftigungen, Die Buben machten gerne Laubsägearbeiten, Mädchen übten sich in Handarbeiten. Häufig bauten die Kinder sich kleine Hütten in Hecken und auf Bäumen. Im Winter fuhr man auch Schlitten und seit den dreißiger Jahren auch zunehmend Schi. Im Sommer ging man auch in die Badhül. Trotzdem konnten wenige schwimmen.

Umgang mit Kindern

Neugeborene sollten 40 Tage nach der Geburt nicht außer Haus gebracht werden. Auch Jesus wurde erst dann im Tempel vorgestellt. Auch könnte den ungetauften Kindern von bösen Mächten geschadet werden. Solange die Sterblichkeit von Säuglingen sehr hoch war, hat man aus diesem Grunde zu gewissen Zeiten auch sehr frühzeitig getauft.
Die Kindererziehung war früher in der Regel wesentlich strenger. Körperliche Züchtigung in vielen Familien und bei Lehrern üblich. Zärtliche Umarmungen oder gar Küsse zwischen Eltern und Kindern, insbesondere mit dem Vater, gab es höchstens im Kleinkindalter. Sehr früh wurden die Kinder auch in die täglichen Arbeiten einbezogen. Durch dieses Mitarbeiten von klein an, waren heute auftretende Probleme mit dem Übertritt ins Berufsleben eher selten.

Respektspersonen

Alte Leute, manchmal sogar die Schwiegereltern, wurden mit Ihr angeredet. “Du brauchst net Sie sagen, du darfst ruhig Ihr zu mir sagen.“ Das Grüßen von Erwachsenen war Pflicht. Erfolgte dies nicht, haben sie das Kind oft zur Rede gestellt oder die Eltern darauf angesprochen. Insbesondere Lehrer und Pfarrer musste man respektvoll mit „Grüß Gott“ begegnen. Die Angst war oft so groß, dass die Kinder flüchteten, wenn sich eine solche Person näherte. Aufstehen und grüßen war in der Schule selbstverständlich. Auch das Recht zur körperlichen Züchtigung, selbst mit der Rute, wurde diesen Personen eingeräumt.

Sozialkontrolle

Ältere Burschen gingen abends die Dorfstraße auf und ab. Begegneten ihnen jüngere Burschen wurden diese oft mit der Androhung von Schlägen heim geschickt. Das „man tut das nicht“, spielte früher eine wesentlich größere Rolle. Auf die Frage nach dem Warum erhielt man häufig zur Antwort: weil ich das sage! Ähnlich häufig konnten insbesondere Mädchen die Formel: „das schickt sich nicht“ hören.

Körperpflege

Samstag war Badetag. Während der Woche hat man sich nur gewaschen. Wobei Baden, in einem Bad oder auch nur in einer großen Blechwanne, bis in die sechziger Jahre in vielen Häusern nicht möglich war. Bis 1815 gab es in Langenaltheim über Jahrhunderte ein Gemeindebad.1956 wurde im Keller des Kindergartenwohnhauses, wegen der häufig fehlenden privaten Bäder, wieder eine Gemeindebad eingerichtet. Etwa 20 Jahre später war der Bedarf nicht mehr vorhanden und das Bad geschlossen.
Auch Spülklosetts hielten erst mit dem Einbau von Bädern Einzug. Bis dahin hatte man Trockenklosetts die meist unmittelbar an die Mistgrube angebaut waren. Wenn es sehr kalt war haben insbesondere die Kinder ihre Notdurft im Stall verrichtet.

Jurahäuser und Mauern

Die ganz alten Häuser wurden bei uns mit Brocken aus Juramarmor gebaut. Weil sie aus dem gemeindlichen Steinbruch im Heubachtal stammten, bezeichnet man diese Steine bei uns als Hoabachstoa. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts verwendete man starke Schichten des Solnhofer Plattenkalkes zum Haus- und Mauerbau. Für die Dächer wurden dünnere Platten dieses Materials verwendet. Das typische Jurahaus hat deshalb flach geneigte Dächer und wegen des großen Gewichts, ein sehr starkes Gebälk.
Durch die Realteilung, der in Franken häufig anzutreffenden Aufteilung der Hof- und Grundstücke auf mehrere Kinder, waren die Grundstücke oft sehr klein. Die Viehställe waren in der Regel unmittelbar an das Wohnhaus angebaut, in der Regel sogar Teil des Wohnhauses. Nachdem das lange Dorf sich im Wesentlichen in Ost-West Richtung erstreckt, waren die Viehställe bei den südlich der Hauptstraße gebauten Wohnhäusern im Süden, bei den nördlich der Straße gebauten im Norden des Hauses untergebracht. Starker Stallgeruch und viele Fliegen im Wohnhaus waren die Folge.

Trachten

Tracht für Männer ist wenig bekannt. Selbst auf Bildern aus dem 19. Jahrhundert waren die Männer nach der damaligen Mode gekleidet. Zur Arbeit banden sich die Bauern eine blaue Schürze um. Am Feierabend trug der Bauer, nicht der Knecht, eine weiße Schürze (Fleeg).
Die Steinbrecher trugen zur Arbeit eine kräftige, weiße Schürze. Bei den Frauen gab es nach Familienstand verschiedene Bänderhauben. Werktags trug man ein Kopftuch. Die Kleidung war dunkel. Nachdem bis zum ersten Weltkrieg viele Kinder geboren wurden und sehr viele Kinder und Mütter bei der Geburt gestorben sind, außerdem die Trauerzeiten bis zu drei Jahren betrugen und auch für die Familien der Verwandten getrauert wurde, kamen die Frauen aus der dunklen Kleidung nicht mehr heraus. Wie üblich reichten die Röcke bis zum Knöchel. Häufig wurden keine Unterhosen getragen. Zum Wasserlassen auf der freien Feldflur war dies recht praktisch. Es gab für dieses Bedürfnis aber auch spezielle Unterhosen mit einem Schlitz, sogenannte Steh-Bruns-Hosen.

Zusammenfassend kann man wohl sagen, dass sich insbesondere seit der 2. Hälfte des vorigen Jahrhunderts unser Leben und damit Bräuche und auch Sprache, in einem nie gekannten Ausmaß und Tempo verändern.
Manches Gute geht dabei verloren. Aber auch manche unguten Zwänge verlieren ihre Macht. Es wäre schön wenn eine gute Brauchtumspflege möglichst viel von dem über viele Generationen hinweg Bewährtem für die Zukunft erhalten könnte.